Bienenhirte Werner Hosig
'Auf sanfte Art neunzig Prozent weniger Varroamilben'
bitte auf das Bild 'Die Honigfabrik' klicken!
Rezension von Dr. Friederich Buer
Die Honigfabrik Die Wunderwelt der Bienen – eine Betriebsbesichtigung
von
Jürgen Tautz und Diedrich Steen,
2. Auflage, 2017, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2017, 269 Seiten, 8
Bildseiten, ISBN 978-3-579-08669-9, Euro 19.99
Hier
treffen sich Spitzenforschung und alter Imkeradel. Die Autoren sind von Bienen
begeistert, ja sie lieben sie und das ist ansteckend. Ihre Portraits auf der
Innenseite des Umschlages sagen mehr als tausend Worte. Außerdem verzichten sie
auf eitles Denglisch und können anspruchsvolle Wissenschaft verständlich
erklären. Selbst das Bändchen als Lesezeichen fehlt nicht. Es gibt noch
Verlage, die wissen, was Leser brauchen.
Es
geht um die Honigbiene, deren Staat ein Superorganismus ist, der Bien genannt
wird. Die Besichtigung des Betriebes hat sechs Kapitel. Sie beginnt mit einem kurzen
geschichtlichen Überblick, gefolgt von der Saisonarbeit
im Rhythmus der Jahreszeiten, Honig
ist nicht alles, aber ohne Honig ist alles nichts, eine Tochterfirma wird gegründet, Betriebsspionage, Raubüberfälle und Aliens
aus Asien und endet mit dem Tod der
Königinnen. Unter diesen Überschriften finden sich viele solide fundierte
Informationen, die nicht nur Imker interessieren. Aus der Fülle einige Beispiele:
Die Waben sind perfekt an ihre Aufgabe angepasst und können mit möglichst wenig
Aufwand möglichst viel leisten: Um zwei Kilogramm Honig sicher zu lagern werden
nur 30 Gramm Wachs zu Waben verbaut - Ingenieurkunst vom Feinsten. Oder über
den effizienten Umgang mit Energie im Winter, den man sich unter www.hobos.de auch live ansehen kann. Nachdenklich
machen Versuche mit Futterquellen auf Tafeln, mit impressionistischen Gemälden
von Monet und kubistischen von Picasso im Hintergrund. Sie zeigen, dass Bienen
offenbar Malstile erkennen, sie einordnen und sich merken können. Das können
wir zwar auch, allerdings ist das Bienengehirn nur stecknadelgroß.
Unsere
Obsternten sind zu 80 Prozent von der Bestäubung durch Honigbienen abhängig.
Was Wunder, dass das Bienensterben aufschreckt, zumal Hummeln und andere
Wildbienen ebenfalls immer seltener werden. Doch die Ursachen sind
vielschichtig, wobei die Varoa-Milbe ein Dauerproblem ist, aber auch die
rücksichtslose Bestäuberimkerei in Amerika stresst und schwächt die
Bienenvölker und macht sie anfällig. Schließlich fehlen dringend notwendige wissenschaftlich
gesicherte Kenntnisse über wild lebende Honigbienen, die es in unseren Wäldern
kaum noch gibt. Von ihnen lebte einst eine ganze Industrie, die Zeidlerei. Da
kann nur mehr Forschung helfen. Ins Philosophische führt am Schluss der Epilog
über die Frage, ob Bienen selbstlos sind und in wieweit wir ihre Leistungen mit
unseren vergleichen dürfen. Kurz: Die Honigfabrik ist ein vorbildliches
Sachbuch.
Dr. Friedrich Buer
Neustadt an der Aisch
9. Oktober 2017